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Zu Jennifer Bleek: Blick und Welt – eine “Drittel-Rezension”

Willi Schedlmayer | 6. Juli 2011

Mit einer gleichnamigen Arbeit Blick und Welt hat Jennifer Bleek 2007 promoviert. Hier zunächst einmal das Zitat der Buchveröffentlichung:

Jennifer Bleek: Blick und Welt. Filmästhetische Konstruktionen beim frühen Terrence Malick. Wilhelm Fink Verlag, 2009, 232 Seiten inkl. 32 Seiten Farbtafeln, ISBN: 978-3-7705-4788-3

Das Buch ist in drei Teile gegliedert – der erste Teil setzt sich mit dem Spielfilmdebüt von Malick auseinander (Badlands), der zweite Teil mit seinem nächsten Film (Days of Heaven) und der dritte Teil bringt beide Filme mit der „Philosophie von Martin Heidegger“ zusammen.

Ich beschränke mich in meiner Auseinandersetzung auf den ersten Teil des Buches (was mit meiner eigenen Beschäftigung mit Badlands zu tun hat) und nenne diesen Versuch darum eine „Drittel-Rezension“.

Ausführlicher habe ich mich mit den einzelnen Kapiteln an anderer Stelle beschäftigt (siehe dieser Link) – hier nun mein Résumé.

Die Arbeit von Bleek hat so viele Schwächen, dass nicht nur sie als Autorin, sondern auch die akademische Institution, unter deren Aufsicht das Werk entstanden ist, zu kritisieren wären – gleiches gilt für den Verlag, der kein nennenswertes Lektorat geleistet hat. Aber was solls – solche Sachen sehen wir doch überall! Wie wäre es, wenn wir umgekehrt versuchten, das Ganze als gelungenen Spaß zu lesen, als Finte, als Parodie auf den Wissenschaftsbetrieb?

Tatsächlich ist die Form einer Parodie im ersten Teil der Arbeit unübersehbar – und nur um diesen Teil geht es mir ja. Einigermaßen durchgängig nennen die Kapitelüberschriften ein klares Programm, einen strukturalen Ansatz oder gar einen theoretischen (oder sie häufen einfach Begriffe) – was dann kommt, ist jedoch vor allem eine Art Nacherzählung einzelner Episoden. Damit soll gegen diese selbst nichts gesagt sein, in ihr leistet Bleek nämlich ihr Bestes. Sie scheitert gedanklich (gar „theoretisch“) fortwährend – in der genauen Beschreibung einzelner Bildsequenzen ist sie dennoch lesenswert. (Oder hätten wir damit nur wieder die Parodie ernst genommen?)

Sehen wir uns einmal die einzelnen Kapitel an. Zunächst geht es um das Verhältnis von Badlands zu seiner „realen Vorlage“, nämlich der Geschichte des mehrfachen Mörders Charles Starkweather, der Ende der 50er Jahre gemeinsam mit seiner minderjährigen Freundin Caril Ann Fugate für einige Wochen die US-Amerikanischen Medien beschäftigt hat. Einmal nennt Bleek die New York Times (jedoch ohne Datumsangabe) – sonst bleiben ihre Quellen im Dunkeln. Die „reale“ Geschichte ist anscheinend beliebig verfügbar und genauso beliebig zu verkürzen und umzuformen. Wenn Bleek etwa schreibt: „In einer Villa in Lincoln kamen drei weitere Menschen zu Tode“ – dann drückt sie sich hier auch um die Frage, wer die Morde begangen hat. Tatsächlich hat Starkweather später seine Freundin beschuldigt, selbst mehrfach auf die Opfer eingestochen zu haben (und wenn ich hier einfach auf den englischen Wikipedia-Artikel zu Starkweather verweise, ist das schon mehr an Quellenangabe, als Bleek zustande bringt). Dass und in welcher Weise auch Fugate an diesen Morden beteiligt war, wird in Blick und Welt ausgespart – wie überhaupt die „reale Vorlage“ auf die Geschichte des männlichen Mörders reduziert wird. Man könnte zeigen, wie Malick mit der Geschichte von Starkweather & Fugate spielerisch umgeht, Details herausgreift und an ganz anderer Stelle der Chronologie wieder einsetzt – vor allem aber, wie Stoff für seine Geschichte nicht nur aus der realen Vorlage, sondern ebenso aus verschiedenen Filmen und der Literatur kommt. Dass etwa viele Details in Badlands auf den Film Rebel without a cause verweisen, wird bei Bleek schlicht übersehen. Sie beginnt das Kapitel mit einer „Inhaltsangabe“, die naiver Unsinn ist – und stellt am Schluss fest, dass in Badlands die „sozialen Verhältnisse“ nicht zum Thema werden (was so einfach falsch ist). Dazwischen widmet sie sich ausführlich der Exposition des Films – dabei macht sie durchaus genaue Beobachtungen, verliert sich aber auch in nebulosen Begriffen (verträumte Mädchenwelt, Liebes- und Todesahnung), die wenig mit dem Film zu tun haben.

Das zweite Kapitel handelt von der Genrezugehörigkeit des Films Badlands und vergleicht ihn mit anderen Filmen eines „Subgenres“ zum Gangsterfilm, dem „Paar auf der Flucht“. Klassiker wie die Filme You Only Live Once von Fritz Lang, They Live by Night von Nicolas Ray und Gun Crazy von Joseph H. Lewis werden dabei als „amerikanisches Illusionskino“ kleingemacht, um den Film von Malick dann davon abzuheben. Obwohl Bleek genau weiß, das Malick Bonnie and Clyde gekannt hat, übersieht sie, dass er in Badlands eine zentrale Stelle des Films von Arthur Penn direkt zitiert. Mir unverständlich ist auch, warum Bleek in diesem Zusammenhang nicht auch die Filme mit einbezieht, die sich in den 90er-Jahren mehr oder weniger direkt auf Badlands beziehen (True Romance und Natural Born Killers) oder das gleiche Genre fortschreiben (Wild at Heart).

Das dritte Kapitel handelt von Bild und Ton in Badlands. Bleek zitiert zwar interessante Literatur, kann aber mit den dort gefundenen Begriffen nicht wirklich umgehen. So bringt sie den Terminus der Diegese herein und beschäftigt sich ausführlich mit der (nicht diegetischen) Musik in Badlands, ohne zu berücksichtigen, dass es auch diegetisch legitimierte Musik in diesem Film gibt (wenn die Figuren zu Radiomusik tanzen). Intensiv setzt sie sich mit einzelnen Sequenzen auseinander – dennoch bleibt der Eindruck, dass sie wichtige Zusammenhänge einfach nicht begreift.

Das vierte Kapitel verspricht gar eine „Theorie des Tons“ in Badlands. Tatsächlich wird aber wieder vor allem eine Episode im Film beschrieben.

Im fünften Kapitel geht es um Landschaft – und christliche Ikonografie. Naturgemäß zusammengebracht wird beides in den „Bildern des Himmels“. Zur Landschaftsdarstellung bei Malick gibt es ja durchaus Literatur – Bleek scheint sie nicht zu kennen. Der Verweis auf christliche Bildmotive macht ihre Interpretation des Films nicht überzeugender – es ist ein schwaches Kapitel.

Im letzten Kapitel verblüfft uns die Autorin mit einem (nicht ausgewiesenen) Handkezitat: Das Gewicht der Welt. Oder ist es vielleicht gar nicht Handke, auf den sie sich kryptisch bezieht? Es gilt wie immer die Parodie-Vermutung. Sie beschreibt jedenfalls vor allem die letzte Episode des Films – nun erwarten wir ja auch nichts anderes mehr. Und siehe: es wird alles gut. Sie findet in einen parataktischen Stil hinein, der wunderbar ist – einfach und gut. Die reine Anschauung! Ein paar gedankliche Fehltritte vermögen dem nichts mehr anzuhaben.

Ich meine es gar nicht ironisch: in der genauen Bildbetrachtung gibt es eine Art Progression in der Arbeit von Bleek – von der völlig unzulänglichen „Inhaltsangabe“ zu Beginn über ein Herantasten an ein Nacherzählen bis zu den Parataxen des Schlusskapitels, in dem sie eine gelassene Distanz der Anschauung hält. Damit ist es in einer wissenschaftlichen Arbeit aber naturgemäß noch nicht getan. Was jedoch den reflexiven Teil der Dissertation betrifft, ist von einer Verbesserung im Textverlauf leider keine Rede.

Bleek versucht ja, etwas auf den Punkt zu bringen – in Kontingenz und Konvention etwa. Nur stimmt es dann hinten und vorne nicht. Tatsächlich wird Kontingenz zum Thema in Badlands – aber wenn dann eine „Ahnung von Kontingenz“ (Blick und Welt, p. 64) hereinkommt, verschwimmt schon wieder alles. Die „Ahnung“ erweist sich überhaupt als verhängnisvoller Begriff – Liebes- und Todesahnung, Ahnung von Kontingenz: der begriffliche Weichzeichner bringt allemal eine gedankliche Unschärfe herein. Die Konvention gar muss für alles herhalten – bis hin zur Umschreibung von Motiv als „narrativer Konvention“ (Blick und Welt, p. 36). Der Weichzeichner wird auch im Blick auf die Protagonistin eingesetzt – mädchenhafte Mädchenwelt und das Mädchen als Erzählerin. Dabei ist es eine verheiratete Frau, die erzählt! Viele Formulierungen wirken merkwürdig deplatziert (Vorschein des Göttlichen im Endlichen, Blick und Welt, p. 68) oder sind als Bild schief (Zwischenraum zwischen Kontingenz und Spur, Blick und Welt, p. 77). Noch ein Zitat:

Das Gewicht der Welt und die sie durchdringende Kontingenz werden wahrnehmbar durch das Ende der männlichen Figur. Es geht um das Schicksal von Kit; es geht um die Frage, wo die Instanz ist, die dieses Leben so zu Ende gebracht hat. Die Staatsmacht beantwortet nicht die Frage, wer eigentlich das Schicksal der Figuren lenkt. Und auch eine göttliche lenkende Macht ist nicht erkennbar. Kit erscheint als jemand, der der Welt abhanden gekommen ist, ohne dass es dafür eine Erklärung gäbe. (Blick und Welt, p. 79)

Diese Massierung von Phrase, Worthülsen und Unsinn ist schwer erträglich für mich. Wo nimmt Bleek denn auf einmal diese Frage nach dem „Schicksal“ des männlichen Protagonisten (Kit) her? Wieso ist es so rätselhaft, dass er, der zum Tode verurteilt wird, der Welt abhanden kommt? Ein Serienmörder stellt sich, wird verurteilt und hingerichtet – das ist kein unerklärlicher Zusammenhang.

Bleibt die Frage für mich, für wen die Lektüre von Blick und Welt ein Gewinn sein könnte. Wer Englisch lesen kann, wird in der amerikanischen Literatur zu Malick Texte auf ganz anderem Niveau finden. Wer die ausführliche Beschreibung vieler Bildsequenzen in Deutsch sucht, wird bei Bleek fündig – wissenschaftliche Ansprüche stellt man besser vor der Lektüre beiseite.

Hier zu meinen Lektürenotizen zu Blick und Welt:

http://buch.la-trouvaille.com/?p=185

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Bücher, Film
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Malick Badlands Bleek Blick und Welt Rezension Kritik
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Links zum Thema Steiner, Waldorfschule und Anthroposophie

Willi Schedlmayer | 17. März 2011

Was allgemein gilt, gilt hier naturgemäß auch: ich verweise auf Links, die mir interessant erscheinen – in einem bestimmten Zusammenhang. Die Verwantwortung über die Inhalte an den angegebenen Orten kann und will ich nicht übernehmen, diese liegt wie die Rechte bei den Urhebern.

Das orthodoxe Steiner-Team:

http://wiki.anthroposophie.net/Hauptseite

Auf die Struktur von Wikipedia aufgepfropft – Anthroposophie im O-Ton

http://rudolf-steiner-2011.com/

Projektbüro “150 Jahre Rudolf Steiner 2011″ – Vera Koppehel – Rudolf Steiner Archiv (Dornach, Schweiz); Stephan Siber – Anthroposophische Gesellschaft in Österreich (Wien) .. der Zug rollt

http://www.anthroweb.info/

anthroposophie im 21. jahrhundert (sic!)

http://anthroposophie.byu.edu/anthroposophie.html

Rudolf Steiner Online-Archiv

http://www.goetheanum.org/rudolfsteiner.html

das Goeteanum in Dornach als anthroposophischer Kultort

Das Handbuch von Christian Karl – sehr umfangreich, führt allsogleich in Steiners Geisteswelt hinein!

Presse in Österreich zum 150. Geburtstag:

http://derstandard.at/1297820049531/Waldorfschulen-Geliebt-gehasst-umstritten

Artikel im Standard, März 2011 – überraschend dass auch Andreas Khol seine Kinder in die Walddorfschule schickt

http://kurier.at/kultur/2075989.php

.. wenn er nicht gestorben wäre, ja: dann wäre er am 27. 2. 2011 150 Jahre alt geworden! Dem Kurier fällt nicht viel ein

http://diepresse.com/home/bildung/schule/635764/Rudolf-Steiner_Schulreformer-Esoteriker-Philosoph?_vl_backlink=/home/bildung/index.do

BARBARA PETSCH in der „Presse“ schreibt schon flotter .. schau, schau

http://derstandard.at/1293370714873/Anthroposophie-Steiner-entsteinern

Roman David-Freihsl, geb. 1965 in Wien, ist ehemaliger Waldorfschüler und aktuell Waldorf-Vater .. man merkt es seinem Artikel an

“Der Standard” tut sich anscheinend ein bissl schwer mit Steiner – eher Lobby als Journalismus

Veranstaltungen im Jubeljahr:

http://www.mak.at/mysql/ausstellungen_show_page.php?a_id=970

die MAK-Ausstellung in Wien: Rudolf Steiner – Die Alchemie des Alltags. 22.06.2011 – 25.09.2011

http://rudolf-steiner-2011.com/

Projektbüro “150 Jahre Rudolf Steiner 2011″ – Vera Koppehel – Rudolf Steiner Archiv (Dornach, Schweiz); Stephan Siber – Anthroposophische Gesellschaft in Österreich (Wien) .. der Zug rollt

Kritische Stimmen zu Anthroposophie, Steiner und Waldorfschule:
http://blog.lukas-boehnlein.de/2012/12/waldorfschule-versteinerte-erziehung.html

Dezember 2012 – ein umfangreicher Artikel von André Sebastiani wird zitiert..

http://oe1.orf.at/programm/268064

Michael Schrott nimmt sich kein Blatt vor den Mund – und Dipl.-Ing. Helmut Goldmann, der geladene Anthroposoph, stottert mit brüchiger Stimme; der ORF zeigt einmal Mut.

http://rudolf-steiner.blogspot.com/

Nachrichten aus der Welt der Anthroposophie

http://www.vordenker.de/anthroposophiekritik/anthroposophiekritik.htm

Kritische Anmerkungen zur Anthroposophie Rudolf Steiners, zum anthroposophischen Gehalt der Waldorfpädagogik und zu deren Konsequenzen – von Joachim Paul

http://www.michaelgrandt.de/main.html?src=%2F#12,1

Die Einträge im Gästebuch von Michael Grandt sind von der „Waldorf-Connection“ noch nicht hinausgeklagt worden: erstaunliche Funde! Wer den Spuren folgt, stößt aber immer wieder auf Web-Seiten, die entfernt worden sind. Man findet etwa auf Seite 20 der Gästebucheintragungen noch den Verweis auf einen kritischen Eintrag -

http://blog.ebook-insel.de/category/schule-und-erzeihung/

die Seite selbst wurde aber offensichtlich gelöscht

Kurz&bündig: ein Steiner-Verriss von Christa Karas im “Amtsblatt”aus dem Jahr 2008

Aus dem Waldorf-Alltag – nicht alle sind zufrieden

Artikel von Arno Frank – aber warum so entstellt? Ahrimann ist am Werk, es kann nicht anders sein

ruhrbarone: Andreas Lichte mit nützlichen Links zur NZZ etc.

Zum Rassismus Steiners – Andreas Lichte 2010

Ehemalige Waldorfschüler:

Sahra Wiener war Waldorfschülerin in Wien

Michael Ende war Waldorfschüler in Stuttgart

gerade höre ich Till Fellner – auch ein Waldorfschüler .. aus Wien?

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Philipp Theisohn: Plagiat XIV

Willi Schedlmayer | 14. März 2011

Philipp Theisohn: Plagiat. Eine unoriginelle Literaturgeschichte.

Stuttgart: Kröner, 2009. Leinen, 577 Seiten.

Philipp Theisohn, geboren 1974, Oberassistent an der ETH Zürich.

Kapitel XIV. Copy/Paste: Das Plagiat als digitaler Schatten – p. 518 ff.

„Irgendetwas hindert die Menschen in zunehmendem Maße daran, selbst zu schreiben.“ (Plagiat, p. 519)

http://de.wikipedia.org/wiki/Docuverse

Als Docuverse bezeichnet Ted Nelson die elektronische universale Bibliothek, die durch einen Hypertext wie Xanadu entstehen soll; die zahllosen Dokumente sind zwar verteilt gespeichert, aber miteinander verbunden, so dass ein Metadokument entsteht:

“Literature is an ongoing system of interconnecting documents” (Ted Nelson)

Er sieht sich selbst wie auch das Xanadu-Projekt dabei als “Literary Machines”; das Docuverse-Paradigma wurde jedoch nicht in Xanadu umgesetzt, sondern – mit einigen funktionalen Abstrichen – im World Wide Web, das in vielen Aspekten den Gegenentwurf zum Druck-Paradigma bildet.

Literatur

  • Theodor Holm Nelson: Literary Machines. Eigenverlag 1987. ISBN 0-89347-055-4. Mindful Press 1992 (Distributed by Eastgate Systems Inc). ISBN 0-89347-062-7.

  • Hartmut Winkler: Docuverse. Zur Medientheorie der Computer. 380 Seiten. Boer Verlag 1997. ISBN 3-924963-84-3 (Dieses Buch steht nur im geringem Zusammenhang zu Ted Nelsons Docuverse; Buchbeschreibung, Rezensionen, Gliederung, Leseprobe, Kritik)

http://de.wikipedia.org/wiki/Geert_Lovink

http://en.wikipedia.org/wiki/Wetware_%28brain%29

http://en.wikipedia.org/wiki/Charles_Clark_%28publisher%29

Charles David Lawson Clark (12 June 1933 – 6 October 2006) was a British publisher and lawyer, who was an authority on the law of copyright.

Life:

Clark was born in London and studied at Edinburgh Academy before reading law at Jesus College, Oxford. He was an editor for the legal publishers Sweet and Maxwell and was then called to the bar by Inner Temple in 1960. He then worked for Penguin Books, commissioning various titles on the “Pelican” list and the New Penguin Shakespeare. He was appointed managing director of Penguin Education in 1966, and also of Allen Lane/Penguin Press (which printed hardback books) in 1967. He then moved to Hutchinson as managing director, succeeding Sir Robert Lusty, then became chairman, with authors including Frederick Forsyth and Anthony Burgess.[1]

He assisted the Publishers’ Association with its submissions to the Whitford committee on copyright law, which led to the Copyright, Designs and Patents Act 1988. He became legal advisor to the Association after leaving Hutchinson in 1984, working with copyright issues at national and international level (including the consequences of European legislation such as extending copyright from 50 to 70 years after the year in which the author died, and of membership of the World Trade Organisation. He was concerned to ensure that there was a fair system of remuneration for authors and for publishers. He helped establish the Copyright Licensing Agency in 1983, acting as its legal adviser until 1999. He also worked for the Federation of European Publishers and International Publishers Copyright Council on copyright matters, and was general editor of Publishing Agreements: a Book of Precedents (1980). Other work was published under the title The Answer to the Machine is in the Machine and Other Collected Writings (2005). His knowledge of copyright law led to him being described by Mark Le Fanu, of the Society of Authors, as “the peer of contracts experts, Lord Clark of Copyright”.

http://www.wired.com/wired/archive/2.03/economy.ideas_pr.html

The Economy of Ideas
A framework for patents and copyrights in the Digital Age. (Everything you know about intellectual property is wrong.)

By John Perry Barlow

Ja, ja .. hier ist mir die Luft ausgegangen beim Exzerpieren ..

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Bücher

Philipp Theisohn: Plagiat XIII

Willi Schedlmayer | 14. März 2011

Philipp Theisohn: Plagiat. Eine unoriginelle Literaturgeschichte.

Stuttgart: Kröner, 2009. Leinen, 577 Seiten.

Philipp Theisohn, geboren 1974, Oberassistent an der ETH Zürich.

Kapitel XIII. Verantwortlichkeiten: Postmoderne, Opfer, Täter – p. 460 ff.

Ein Kapitel, für das der Autor eine „Gebrauchsanweisung“ gibt. Er verspricht nicht weniger als „die ganze Wahrheit“ und verkündet nicht uneitel gar einen „Parforceritt durch die Theoriegeschichte“ (was peinlich wirkt, weil diese auf die kürzesten Texte aus dem Repertoire des Proseminars reduziert wird – oder (eher unverstandenes) Zitat bleibt.

Zunächst geht es um „Stiller“ von Max Frisch. Die Identitätsproblematik im Roman gilt ihm als Nachweis dafür: „Man kann der plagiarischen Welt letztlich nicht entrinnen, bestenfalls kann man ihrem Trug nicht verfallen und sie als einen solchen kenntlich machen“. (Plagiat, p. 465)

Mit Verweis auf Kristeva spricht er sogar von einer „Anerkennung des Plagiarismus als conditio moderna“ (Plagiat, p. 469)

Julia Kristeva: Étrangers à nous-mêmes, Gallimard, Paris 2001 (deutsch: Fremde sind wir uns selbst, übersetzt von Xenia Rajewski, Suhrkamp, Frankfurt/M. 2001)

In Bezug auf „Stiller“ spricht er von einer Textualisierung der Persönlichkeit – personale Identität verschwindet in einer Textproduktion, die keinem einzelnen Autor zuzuschreiben ist. (Plagiat, p. 469 f.)

Dieser Person als Text entspricht die theoretische Konstruktion von Text ohne Person. P.T. führt die Gruppe Tel Quel an – besonders aber Foucault und Barthes.

Michel Foucault: Schriften zur Literatur. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2003. Darin: Was ist ein Autor? (S. 234-270)

Roland Barthes: Der Tod des Autors. In: Jannidis, Fotis (Hg.): Texte zur Theorie der Autorschaft. Stuttgart 2000.

Jacques Derrida: Grammatologie. Aus dem Französischen von Hans-Jörg Rheinberger und Hanns Zischler. Frankfurt a.M.: Suhrkamp, 1983 (Paris, 1967). stw 417. 541 S

Originalausgabe: DE LA GRAMMATOLOGIE. Les Éditions de Minuit, Paris, 1967. (Theison zitiert zwar aus dem Original die richtige Seite (227), nicht jedoch die Zeichensetzung – bei Derrida beginnt der Satz mit Großbuchstabe und er ist aus der Textumgebung durch Kursivdruck herausgehoben. Bei Derrida also: Il n’y a pas de hors-texte. Bei Theisohn dann »il n’y a pas de hors-texte« (Plagiat, p. 474) – seiner Interpretation des Satzes in seinem Kontext bei Derrida mag ich nicht folgen (germanistische Schwundstufe des Denkens in einer Fußnote).

Theisohns Résumé: „Hinter der Schrift lebt kein Autor mehr, der Autor ist selbst Effekt der Schrift.“ (Plagiat, p. 475)

Harold Bloom: The Anxiety of Influence: A Theory of Poetry. New York: Oxford University Press, 1973; 2d ed., 1997. Deutsch: Einflußangst. Stroemfeld: Frankfurt am Main und Basel 1995.

Das Wilkomirski-Kapitel ist trotz seiner Kürze (Plagiat p. 481-90) elementar.

Binjamin Wilkomirski:  Bruchstücke. Aus einer Kindheit 1939–1948. Jüdischer Verlag, 1995.

Literatur dazu in Wikipedia.

Wilkomirski/Doessekker zieht als Holcaust-Opfer eine Riesenshow ab – alles erstunken und erlogen. Er fingiert also einen „autobiografischen“ Text – und fälscht damit „seine“ Biografie .. aber freilich ist es vor allem eine Respektlosigkeit gegenüber den wahren Opfern. Aber diesem Sachverhalt ist Theisohn leider in keiner Weise gewachsen. Es ist nicht nur das unerträgliche Pathos

„Der Holocaust ist kein Text.“ – Plagiat, p. 481 – „Auschwitz ist keine Zeichenarsenal, aus dem man sich beliebig bedienen kann, sondern ein Raum, dessen Erinnerung bei den Opfern geblieben ist, ein Raum, der vor allen Vergemeinschaftungsversuchen geschützt bleiben muss: der Raum des Einzelnen.“ – Plagiat, p. 489

– es fehlt einfach ein angemessenes Hereinholen des historischen Zusammenhangs und seiner Diskussionen (bezeichnenderweise fehlt der Name Lanzmann ganz). Dennoch: vielleicht gerade wo Theisohn scheitert, bleibt die Möglichkeit des Weiterdenkens. Ausgerechnet den Fall Wilkomirski und das Wilkomirski-Syndrom in das Plagiatsmodell zurückzuführen wirkt gequält. Aber den Gedanken, das im Schreiben nicht nur das Schreiben eines anderen, sondern quasi auch sein Leben enteignet werden kann, halte ich für durchaus interessant.

So wäre das auch an das Schreiben von Max Frisch heranzutragen (Frisch, der schreibend immer wieder seine Partnerinnen schändet: ein parasitäres Schreiben durchaus; und wie verhält es sich mit Freud und Schreber? Eine Literaturgeschichte des parasitären Schreibens wäre sicher interessanter als eine Versammling von Plagiatsfällen. Theweleit hat ja schon Vorarbeit geleistet (Orpheus am Machtpol).

Jakob Jenö Littner (* 17. April 1883 in Budapest; † 6. Mai 1950 in New York) war ein jüdischer Briefmarkenhändler und Holocaust-Überlebender, dessen autobiographischer Bericht Mein Weg durch die Nacht dem Schriftsteller Wolfgang Koeppen als Vorlage für seinen Roman Jakob Littners Aufzeichnungen aus einem Erdloch (1948, neu veröffentlicht 1992) diente. (Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Jakob_Littner)

Koeppen, Wolfgang: Jakob Littners Aufzeichnungen aus einem Erdloch. Roman. Mit einem Nachwort von Alfred Estermann. Frankfurt a.M.: Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag, 2002.

Littner, Jakob: Aufzeichnungen aus einem Erdloch. München: Kluger, 1948. (Reprint: Berlin: Kupfergraben Verlagsgesellschaft, 1985).

Littner, Jakob: Mein Weg durch die Nacht. Mit Anmerkungen zu Wolfgang Koeppens Textadaption. Herausgegeben von Roland Ulrich und Reinhard Zachau. Berlin: Metropol Verlag, 2002.

Jörg Döring: „… ich stellte mich unter, ich machte mich klein …“. Wolfgang Koeppen 1933-1948. Frankfurt a.M., Basel 2001.

Alfred Estermann: Eine Art Blankoscheck zur freien literarischen Verwertung. In: Wolfgang Koeppen: Jakob Littners Aufzeichnungen aus einem Erdloch. Frankfurt a.M. 2002, S. 139-191.

Reinhard K. Zachau: Das Originalmanuskript zu Wolfgang Koeppens „Jakob Littners Aufzeichnungen aus einem Erdloch“. Colloquia Germanica 2/99.

Theisohn bleibt beim Thema – und zeichnet die Plagiatserzählung nach (Plagiat, p. 491-501).

Zur Genese von Celans Todesfuge – http://de.wikipedia.org/wiki/Immanuel_Weissglas

James Immanuel Weissglas (* 14. März 1920 in Czernowitz, damals Rumänien, heute Ukraine; † 1979 in Bukarest) war ein deutschsprachiger Dichter jüdischer Herkunft und Übersetzer.

Biografie

Wie sein Schulfreund Paul Celan entstammte Immanuel Weissglas einer deutschsprachigen jüdischen Familie. Weissglas überlebte 1941 bis 1944 die deutschen Lager in der Ukraine. Er zog nach 1945 nach Bukarest. Dort arbeitete er als Theatermusiker, Verlagskorrektor und Redakteur und übersetzte literarische Werke aus dem Deutschen ins Rumänische und umgekehrt.

Erst 1970 veröffentlichte Weissglas das Gedicht Er, das seither in der Literaturwissenschaft als eine der Quellen für Celans Todesfuge betrachtet wird. Jean Bollack urteilte: „Celans Todesfuge stellt eine Antwort auf Weissglas’ Gedicht dar, dessen Existenz er kannte. Er ordnet seine Bestandteile neu an, ohne zusätzliche hinzuzufügen: es sind dieselben Elemente, aus denen er aber etwas ganz anderes macht.“[1] Weissglas sah beide Gedichte „tief verankert im lyrischen Bewußtsein unserer Zeit. Parallelismen bezeugen keineswegs irgendeine Priorität.“ Auf Vorwürfe die hinter den Parallelen ein Plagiat Celans vermuteten, wandte er sich gegen das „schakalartige Schnüffeln […] mit dem unlauteren Ziel, eine dichterische Erscheinung von hölderlinscher Prägung in Frage zu stellen.“[2]

Werke

  • Gottes Mühlen in Berlin. Gedichte. Bukarest, 1947.
  • Kariera am Bug. Gedichte. Bukarest: Cartea Romaneasca, 1947.
  • Der Nobiskrug, Gedichte. Bukarest: Kriterion-Verlag, 1972.
  • Aschenzeit, gesammelte Gedichte. Aachen: Rimbaud, 1994. (Texte aus der Bukowina, 2). ISBN 3-89086-923-8.
  • Vasile Alecsandri: Fürst Despot. Histor. Legende in Versen. Dt. von Immanuel Weissglas. Bukarest: Albatros-Verl., 1973.
  • Vasile Voiculescu: Die letzten ersonnenen Sonette Shakespeares in der erdachten Übersetzung V. Voiculescus. Zweisprachige Ausg.; Dt. Umdichtung: Immanuel Weissglas. Bukarest: Albatros Verl., 1974.
  • George Gutu / Martin A. Heinz / Andrei Corbea-Hoisie (Hrsg.): Stundenwechsel. Neue Perspektiven zu Alfred Margul-Sperber, Rose Ausländer, Paul Celan, Immanuel Weissglas. U. a. Konstanz: Hartung-Gorre, 2002. ISBN 3-89649-796-0
  • Helmut Braun (Hg.): Czernowitz. Die Geschichte einer untergegangenen Kulturmetropole Ch. Links Verlag, Berlin 2005 ISBN 386153374X
  • Andrei Corbea-Hoisie, Grigore Marcu, Joachim Jordan (Hrsg.): Immanuel Weissglas (1920 – 1979) – Studien zum Leben und Werk Hartung-Gorre Verlag, Konstanz 2010 ISBN 978-3-86628-326-8

Übersetzungen und Übertragungen

Literatur

Einzelbeleg

1.      ↑ Jean Bollack: Dichtung wider Dichtung: Paul Celan und die Literatur. Wallstein, Göttingen 2006, ISBN 978-3-8353-0080-4, S. 47.

2.      ↑ Paul Celan: Todesfuge. Mit einem Kommentar von Theo Buck. 2. Auflage. Rimbaud, Aachen 2002. ISBN 3-89086-795-2, S. 55–56

Ausführlich auch zur Affaire Claire Goll – Celan. Dazu:

Barbara Wiedemann (Hrsg.): Paul Celan – die Goll-Affäre: Dokumente zu einer “Infamie”. Suhrkamp, Frankfurt a. M. 2000

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Bücher

Philipp Theisohn: Plagiat XII

Willi Schedlmayer | 14. März 2011

Philipp Theisohn: Plagiat. Eine unoriginelle Literaturgeschichte.

Stuttgart: Kröner, 2009. Leinen, 577 Seiten.

Philipp Theisohn, geboren 1974, Oberassistent an der ETH Zürich.

Kapitel XII. Geschichten aus der Produktion – p. 425 ff.

Paul Zech ist der Superdelinquent: vor dem ersten Weltkrieg noch geachteter expressionistischer Lyriker – Mitte der 20er Jahre aber wird er mehrfach des literarischen Plagiats überführt (und des Bücherdiebstahls? Hat er darum 1933 seine Stelle als Bibliothekar verloren? Oder wurde das einfach nur behauptet: wer geistigen Diebstahl begangen hat, dem traut man auch das Stehlen von Büchern zu .. und den Nazis war er wohl ohnehin unbequem). Stefan Zweig rät ihm, geistige Verwirrung als mildernden Grund einzubringen! Kraus gilt er als „Träger eines Sammelnamens, unter dem schon alles Mögliche und vieles Wertvolle erschienen ist“ (Die Fackel Nr. 800-805). Zech als Kleptomane steht einzigartig da.

Jakob Wassermann wird von einer Wiener Germanistin in Angriff genommen: Marianne Thalmann. Wie zuvor schon Arpad Steiner an einem Werk, weist sie Wassermann nun für einen Roman nach dem anderen mangelnde Eigenständigkeit im Verhältnis zu seinem Quellenmaterial nach (und kann so ihre Frage nach der „Sauberkeit der künstlerischen Person“ stellen).

Theisohn verweist auf Thomas Mann und das Prinzip der Materialarbeit – für seine  Betrachtungen eines Unpolitischen genauso wie für den Zauberberg und Doktor Faustus hat er mancherlei mehr oder weniger abgeschrieben – über den Verdacht des Plagiarismus ist er dennoch erhaben (Plagiat, p. 438)

Und eher nebenbei erfahren wir noch, wie die Integration von vorgefundenem Material die modernen Kunstverfahren der Avantgarden (sic!) ausmacht (Collage, Surrealismus, der Name Benjamin darf auch nicht fehlen .. ja, ja, die technische Reproduzierbarkeit) – (Plagiat, p. 436 ff.)

Gschmackiger wirds dann bei der Diskussion um Brecht. Alfred Kerr nörgelt in Berlin, Karl Kraus wettert in Wien dagegen – und Brecht feiert Erfolge. Es geht um die Dreigroschenoper – Brecht hat sich einer Villon-Übersetzung bedient, ohne sie zu nennen .. aber es war nicht die von Zech, sondern die von K.L. Ammer (wie schön würden sich sonst die Plagiatoren die Hände zum Tanz reichen). Von Kerr bereits stammt der Vorwurf, nicht Brecht selber schreibe seine Stücke, sondern „die Firma“ (vor allem die Mitarbeiterinnen) – John Fuegi rekonstruiert gar einen „perpetual cycle of sex for text and vice versa“. Hier geht es nicht allein um plagiatorische Techniken, sondern um parasitäre Textproduktion, ein Sinnzusammenhang, der Theisohn deutlich überfordert.

Fuegi, John. 1994. “The Zelda Syndrome: Brecht and Elizabeth Hauptmann”. In Thomson and Sacks (1994, 104–116).

Fuegi, John. 2002. Brecht and Company: Sex, Politics, and the Making of the Modern Drama. New York: Grove. ISBN 0-8021-3910-8.

John Fuegi, Brecht & Co., Biographie, autorisierte erweiterte und berichtigte deutsche Fassung von Sebastian Wohlfeil, Hamburg EVA, 1979.

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Philipp Theisohn: Plagiat XI

Willi Schedlmayer | 14. März 2011

Philipp Theisohn: Plagiat. Eine unoriginelle Literaturgeschichte.

Stuttgart: Kröner, 2009. Leinen, 577 Seiten.

Philipp Theisohn, geboren 1974, Oberassistent an der ETH Zürich.

Kapitel XI. Irregehen (Moderne) – p. 377 ff.

Richard Muther, Kunsthistoriker, wird 1896 von Theodor Volbehr des Plagiats bezichtigt, obwohl er nicht mehr als eine Rezension schreiben hatte wollen. Aber je wortgewaltiger sich Muther wehrt, umso mehr schwillt die Plagiatserzählung an. Auch Hermann Bahr und Georg Simmel mischen mit in der Diskussion. (vgl. Georg Simmel: Über Plagiate. Offener Brief an Hermann Bahr, in: Die Zeit, 27.6. 1896)

Paul Albrecht, Anatom – im Selbstverlag erscheint ab 1890/91 sein umfangreiches Werk, in dem er Lessing des fortwährenden Plagiats überführt. Paul Albrecht: Leszing’s Plagiate.

Reine Philologie, wie Theisohn neidlos anerkennt, und doch das Werk eines Psychotikers. Albrecht springt 1894 in den Tod.

Die Geschichte von Oskar Reichmann findet P.T. in den Tagebüchern Kafkas (Tagebücher in der Fassung der Handschrift, p. 382-395) – Reichmann hat sie Kafka am 27. Februar 1912 noch selbst erzählt – bald darauf ist er bereits im Irrenhaus (Kafka, Tagebücher, p. 400). Die Logik der Plagiatserzählung hat die Struktur der Paranoia, wer sich auf sie einlässt, hat es in den Wahn nicht mehr weit.

Nun aber geht es nicht mehr um Psychoten, sondern um den Gründer der Psychoanalyse – Fließ und Freud streiten um die Entdeckung der „unbedingten Bisexualität“ .. bei Wikipedia ist es nachzulesen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Otto_Weininger:

Drei Jahre nach Weiningers Tod wurde Sigmund Freud in einen Urheberrechtsstreit verwickelt. Sein Freund Wilhelm Fließ, Hals-Nasen-Ohren-Arzt zu Berlin beschuldigte ihn, über seinen Patienten Hermann Swoboda, der auch Weiningers Freund war, das Fließ’sche Konzept der „unbedingten Bisexualität aller Lebewesen“ – das auch den zentralen Ausgangspunkt in Weiningers Analyse der Geschlechter darstellt – ausgeplaudert zu haben.

Der Gedanke „dauernder und notwendiger Bisexualität aller Lebewesen“ (Fließ an Freud am 26. Juli 1904), dass „die lebendige Substanz in allen Lebewesen männlich und weiblich ist“ (ebd.), stammt wohl von Wilhelm Fließ. Fließ fühlte sich von Freud um die Urheberschaft dieser Idee der ‚Bisexualität’ betrogen, was im Jahr 1904 zu einem brieflichen Schlagabtausch der früheren Freunde führt. Freud gibt Fließ gegenüber nur widerstrebend zu, diesen Gedanken – als üblichen Bestandteil seiner Therapie – an andere weitergegeben zu haben, beispielsweise an Hermann Swoboda (Freud an Fließ am 23. und 27. Juli 1904). Über Swoboda war dieser Geistesblitz anscheinend an Otto Weininger gelangt, der diese Idee dann in Geschlecht und Charakter offenbar erfolgreich vermarkten konnte. Freud verschweigt in der Diskussion mit Fließ im Jahr 1904 zunächst seine Begegnung mit Weininger im Jahr 1901. Als Freud dann – konfrontiert mit einer Aussage von Oscar Rie, Freund von Freud und Schwager von Fließ – die Kenntnis von dessen Manuskript eingesteht, spricht er gegenüber Fließ am 27. Juli 1904 kleinlaut von „meinem eigenen Versuch, dir diese Originalität zu entwenden“. Der Streit über die Urheberschaft dieser Weisheit führt dann zu einem heftigen öffentlichen Schlagabtausch zwischen Hermann Swoboda und Sigmund Freud auf der einen, Wilhelm Fließ und Richard Pfennig auf der anderen Seite. Der Konflikt entzweite die Freunde und hinterließ bei allen Beteiligten einen bitteren Nachgeschmack.

Ein halbes Duzend Männer streiten sich also darum, wer die eine oder andere Idee gehabt hat.

Hermann Swoboda: Die Perioden des menschlichen Organismus in ihrer psychologischen und biologischen Bedeutung. Leipzig, Wien 1904.

Hermann Swoboda: Die gemeinnützige Forschung und der eigennützige Forscher. Antwort auf die von Wilhelm Fließ gegen Otto Weininger und mich erhobenen Anschuldigungen. Leipzig, Wien 1906.

Oskar Pfennig: Wilhelm Fließ und seine Nachentdecker Otto Weininger und Hermann Swoboda. Berlin 1906.

Wilhelm Fließ: In eigener Sache. Gegen Otto Weininger und Hermann Swoboda, Berlin 1906

Wilhelm Fließ: Von den Gesetzen des Lebens. Campus Verlag, Edition Qumran, Frankfurt am Main 1985.

Wilhelm Fließ: Die Beziehungen zwischen Nase und weiblichen Geschlechtsorganen (In ihrer biologischen Bedeutung dargestellt).Verlag Dr. Müller, Saarbrücken 2007.

Sigmund Freud: Briefe an Wilhelm Fließ, 1887–1904. 2. Auflage. S. Fischer, 1999 (Mit Errata und Addenda).

Erik Porge: Schöne Paranoia. Wilhelm Fließ, die Plagiatsaffäre und Sigmund Freud. Aus dem Franz. von Mai Wegener (Originaltitel: »Vol d’idées?« erschien bei Denoel, Paris 1994, 318 S.), Verlag Turia + Kant, Wien, 2005 – Broschur mit Fadenheftung ISBN 978-3-85132-373-3

Dazu der Verlagstext (http://www.turia.at/navig/indxg.html): Der Berliner Arzt Wilhelm Fließ ist dadurch in die Geschichte eingegangen, dass er mit Sigmund Freud während der Anfänge der Psychoanalyse in regem brieflichem Gedankenaustausch stand. Freud seinerseits nahm über viele Jahre hinweg Anteil an der Arbeit von Fließ, der eigenwillige Theoreme über eine bisexuell konnotierte Periodizität des Lebens entwarf. Das Ende dieser Freundschaft wurde durch den Vorwurf von Fließ an Freud eingeleitet, er habe seine Ideen an Otto Weininger weitergegeben, der ihm so mit deren Publikation zuvorgekommen wäre. 1906 zettelt Fließ öffentlich einen Plagiatsstreit an, der eine Zeit lang die Gemüter erhitzte. Aber ist dies heute noch von Interesse?

Erik Porge hat bisher unbekanntes biographisches Material über Fließ und seine Familie zusammengetragen und analysiert die Hintergründe des Streits. Er greift dabei die These der »Paranoia scientifica« auf und zeigt, dass die wissenschaftliche Arbeit Fließ zeitlebens vor psychotischen Attacken bewahrt hat, dass sie andererseits die Spuren des psychotischen Phantasmas trägt.

Hier zeigt sich auch die allgemeinere Bedeutung dieses Streits. Indem sich Porge mit dem Umfeld des Entstehens der neuen Disziplin der Psychoanalyse, mit der Entwicklung von neuen Theorien in den Wissenschaften und der problematischen Vorstellung von »geistigem Eigentum« befasst, steht Schöne Paranoia an einem Kreuzungspunkt von kulturwissenschaftlichen und wissenschaftstheoretischen Fragestellungen. Wo verläuft die Trennlinie zwischen dem tragfähigeren Wissen Freuds und den delirierenden Theorien von Fließ?

Das Buch enthält umfassendes Quellenmaterial.

Biographisches:

Erik Porge, geb. 1945, arbeitete als Psychoanalytiker sowie Psychiater in Paris. 1981 hat er die Zeitschrift Littoral mitbegründet, heute gibt er die Zeitschrift Essaim heraus. Er ist Autor zahlreicher Artikel und Bücher.

Heinrich Pudor: Bisexualität. Untersuchungen über die allgemeine Doppelgeschlechtlichkeit der Menschen. Gegen Wilhelm Fließ, 1906

Pudor: Naturist der ersten Stunde, vorübergehend Vegetarier, Antisemit – dennoch von den Nazis interniert .. eine sehr spezielle Zeitmischung

Georg Simmel: Über Plagiate. Offener Brief an Hermann Bahr, in: Die Zeit, 27.6. 1896.

Theisohn wiederum schließt das Konstrukt der Paranoia mit der Plagiatserzählung kurz.

Theisohn, Plagiat, p. 409 – mit Bezug auf Freuds Psychoanalytische Bemerkungen:

Am Anfang der Paranoia steht also die Furcht vor einer sexuellen Regression, vor dem Zusammenschluss mit einem eigentlich verdrängten Wunschobjekt, wobei der Wunsch als Verunreinigung empfunden wird und deswegen in sein Gegenteil verkehrt werden muss. Übertragen wir diese Formel auf das Feld der Literatur und ihrer Triebe, dann sind wir bereits mitten in der modernen Plagiatserzählung. Diese beginnt, wie gesehen, mit einer Reinheitsvorstellung.

Unsere kleine Spielerei hat uns somit zu dem Ergebnis geführt, dass die Plagiatserzählung als die adäquate Übersetzung der Dementia paranoides ins literarische Feld gelten kann – und tatsächlich wird sie von nun an immer wieder gemeinsam mit dem Komplex des Verfolgungswahns verhandelt. (ebd., p. 412)

Die Auseinandersetzung zwischen Freud und Fließ stellt eine Zäsur dar, denn erstmals wird das Plagiat hier vor großem Publikum als eine Krankengeschichte entzifferbar. (ebd., p. 423)

Dann aber in einem kühnen Sprung:

Wer Freud verstanden hat, der weiß, dass dort, im Unbewussten, die Worte miteinander verkehren, ohne dass sich irgendwelche Eigentümer dagegen erklären könnten. Sich diesen Verkehr bewusst zu machen und ihn zu akzeptieren, das wird man künftig als eine ›gesunde‹ Auffassung betrachten. Ein ganzer Zweig, man möchte sagen: der Hauptzweig moderner Literaturtheorie – das reicht von den Surrealisten bis in die Medientheorie des 21. Jahrhunderts hinein –, wird Plagiatserzählungen in diesem Sinne als eine Fehlinterpretation von Prozessen begreifen, die sich im ›Es‹ abspielen und für die es demzufolge auch keinen Veantwortlichen mehr geben kann. (ebd., p. 424)

Wer hier Freud „verstanden“ hat, ist niemand anderer als Kafka (Tagebücher, 392).

Die Vorausschau auf zukünftige Literaturtheorie aber liegt hier wie ein Hasenpemmerl auf dem Kuchenteller – Freud spielt sicher eine wichtige Rolle .. als Anreger für die Surrealisten, als Anknüpfungspunkt für Lacan oder Derrida – oder als Antipode für Deleuze & Guattari.

Aber Freud pfropft seine Theorie von der Paranoia ja auf einen „Fall“ auf – eben den des Senatspräsidenten Daniel Paul Schreber.

Daniel Paul Schreber: Denkwürdigkeiten eines Nervenkranken, nebst Nachträgen und einem Anhang über die Frage: ›Unter welchen Voraussetzungen darf eine für geisteskrank erachtete Person gegen ihren erklärten Willen in einer Heilanstalt festgehalten werden?‹. Mutze, Leipzig 1903 (Erstausgabe).

Theisohn drückt sich (zum Glück?) um eine Diskussion dieses Zusammenhangs (Fußnote 50, p. 408 f.).

Im Zusammenhang mit Wilkomirski wird er im übernächsten Kapitel dann von von der „Enteignung der Opfer“ sprechen – ob eine solche nicht auch im „Fall“ Schreber vorliegt, wäre zu fragen. Und auch, ob eine solche Enteignung nicht schon durch Freud selber vorgenommen wird.

Sigmund Freud: Psychoanalytische Bemerkungen über einen autobiographisch beschriebenen Fall von Paranoia. In: Jahrbuch für psychoanalytische und psychopathologische Forschungen. III, 1. Hälfte, Franz Deuticke, Leipzig / Wien 1911.

Erneut abgedruckt in: Psychoanalytische Bemerkungen über […]. In: Gesammelte Werke. VIII, S. 239–320.

»Schreber war, so Lothane, einem dreifachen »Mord« unterworfen: dem »Seelenmord«, begangen von seinem Psychiater Paul Flechsig, der seinen Patienten einfach in die Irrenanstalt verbannte anstatt ihn angemessen zu behandeln; dem »Justizmord«, begangen vom Anstaltsdirektor Weber, welcher die definitive Entmündigung Schreber veranlasste und dem »Rufmord« Elias Canettis, der in Schrebers vermeintlicher Paranoia ein Modell für Hitlers psychische Disposition sah.«

– Lothane: Seelenmord und Psychiatrie. Zur Rehabilitierung Schrebers. (Zitiert im Wikipedia- Artikel über Schreber)

Henry Zvi Lothane: Seelenmord und Psychiatrie. Zur Rehabilitierung Schrebers. (Originaltitel: In defense of Schreber. Soul murder and psychiatry) (Originalausgabe bei Analytic Press, Hillsdale, 1992).

Lothane spart – zumindest im Zusammenhang oben – Freud aus, bezieht sich aber ausdrücklich auf Canetti; dieser in Masse und Macht:

»Von Erfolg als Kriterium hat eine gewissenhafte Untersuchung der Macht völlig abzusehen. Ihre Eigenschaften wie ihre Auswüchse müssen von überall her sorgfältig zusammengetragen und verglichen werden. Ein Geisteskranker, der, ausgestoßen, hilfslos und verachtet, seine Tage in der Anstalt verdämmert hat, mag durch Erkenntnisse, zu denen er verhilft, von größerer Bedeutung werden als Hitler und Napoleon, und der Menschheit ihren Fluch und ihre Herren erleuchten.«

– Elias Canetti: Masse und Macht. – Der Fall Schreber: Erster Teil (Ende) . (Zitiert wieder im Wikipedia-Artikel über Schreber)

Elias Canetti: Masse und Macht. Claasen, Hamburg 1960.

Im Abschnitt Herrschaft und Paranoia werden die Denkwürdigkeiten eingehend behandelt.

Der Fall Schreber zieht noch viel weitere Kreise – einige Anknüpfungspunkte:

Roberto Calasso: Die geheime Geschichte des Senatspräsidenten Dr. Daniel Paul Schreber. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1980.

Jacques Lacan: Das Seminar. Buch III (1955–1956): Die Psychosen. Weinheim/Berlin: Quadriga, 1997.

Morton Schatzman: Die Angst vor dem Vater. Langzeitwirkungen einer Erziehungsmethode. Rowohlt, Reinbek 1984.

Gilles Deleuze und Félix Guattari: Anti-Ödipus. Kapitalismus und Schizophrenie I, Frankfurt a.M. 1974 (orig. 1972)

Gilles Deleuze und Félix Guattari:Tausend Plateaus. Kapitalismus und Schizophrenie II, Berlin 1992 (orig. 1980).

Eric L. Santner: My Own Private Germany. Daniel Paul Schreber’s Secret History of Modernity. Princeton University Press, 1996

Weiter Kapitel XII

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Emile Peynaud

Willi Schedlmayer | 14. März 2011

Zitat aus Wikipedia – leicht modifiziert:

http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%89mile_Peynaud

(Der deutsche Artikel ist interessanterweise umfangreicher als der französische)

Émile Peynaud (* 29. Juni 1912 in Madiran/Gers; † 18. Juli 2004 in Talence bei Bordeaux) war einer der bedeutendsten Önologen und Weinverkoster des 20. Jahrhunderts. Als Professor an der Universität Bordeaux schrieb er ca. 300 Abhandlungen rund um die Themen der Weinbereitung sowie zahlreiche Bücher zum Thema Wein. Daneben beriet er über 100 namhafte Weingüter rund um den Erdball. Als erster erkannte er die Bedeutung einer kontrollierten malolaktischen Gärung beim Wein.

Biographie

Im Alter von 15 Jahren trat Peynaud in den Dienst des Weinhandelshauses Calvet ein. Dort arbeitete er unter Anleitung des Chemikers Jean Ribéreau-Gayon an Analysemethoden zur Bestimmung der Qualität des eingekauften Weins. Zusammen mit Ribérau-Gayon begann er die wissenschaftliche Ausarbeitung der bei Calvet vorgefundenen Probleme. Nach dem Zweiten Weltkrieg schloss Peynaud ein Doktorat an der Universität von Bordeaux ab und erhielt dort einen Lehrstuhl. Ab 1949 leitete er die landwirtschaftliche und önologische Forschung. Von 1968 bis 1977 war er Direktor des Instituts für Önologie.

Zu Beginn der 1940er Jahre war der korrekte Ausbau des Weins häufig ein Zufallsprodukt, da die Zusammenhänge der verschiedensten Parameter noch nicht verstanden wurden. Seine Arbeit konzentrierte er auf vier Teilaspekte des Weinbaus:

  • Peynaud war davon überzeugt, dass das Lesegut in der Regel in noch unreifem Zustand eingebracht wurde. Er überzeugte daher einige der führenden Weingüter des Bordelais, die Weinlese um ca. zwei Wochen zu verschieben, diese dann aber in wesentlich kürzerer Zeit durchzuführen, um einer eventuellen Fäulnis der Beeren entgegenzuwirken. Durch diese Maßnahme erzielten die Güter Weine mit tieferer Farbe und reinerem Geschmack. Durch die reiferen Tannine öffnen sich die Weine leichter und werden gefälliger.
  • Durch einen getrennten Ausbau der Beeren verschiedener Weingärten oder auch verschieden alter Rebanlagen konnte Peynaud die Reife der Tannine besser kontrollieren.
  • Peynaud empfahl die Temperaturkontrolle der Maischegärung als wichtigen Qualitätsfaktor. Er stellte fest, dass zu hohe Temperaturen bei der Gärung zu Fehlfermentation führten und empfahl daher die kontrollierte Kühlung der Maische. Dieses in der Champagne schon länger bekannte Prinzip wendete er auch auf die Weine des Bordeaux an und erhielt frische und fruchtige Weine, die den modernen Weinstil nachhaltig beeinflussten.
  • Peynaud empfahl den Winzern, die bis dato als Fehler angesehene malolaktische Gärung unter kontrollierten Bedingungen ablaufen zu lassen, da er feststellte, dass diese Gärung später auf jeden Fall in der Flasche beginnen wird und dann zu einem Weinfehler führt.

Diese vier Grundprinzipien wurden weltweit äußerst erfolgreich eingesetzt und reduzierten die Fehlerrate im internationalen Weinbau erheblich. Ihm wurde allerdings häufig vorgeworfen, den Weinstil zu sehr uniformiert zu haben, da die Weine schon in relativ jungen Jahren sehr gefällig zu trinken waren. Aus heutiger Sicht muss man jedoch feststellen, dass die Weine über ein weiterhin beachtliches Reifepotenzial verfügen. Im Gegensatz zu seinem Schüler Michel Rolland kreierte er jedoch bei seinen Kunden keinen neuen Weinstil, sondern steigerte lediglich die Qualität der vorhandenen Weine.

Im renommierten Weinmagazin The Decanter erhielt er die Auszeichnung Man of the Year 1990.

Die Liste der von Émile Peynaud beratenen Güter liest sich wie ein Who’s Who der berühmtesten Weingüter des Bordelais. Er beriet nicht nur die drei großen Konzerne Suntory, Seagram, und Domecq (→ Pernod Ricard). Auf seiner Kundenliste standen auch 45 der klassifizierten Bordeaux-Châteaux und 13 der besten Güter des Bereichs Graves. Außerdem dürften es einige hundert Güter in Pomerol, Saint-Émilion und Sauternes gewesen sein, die seine Dienste in Anspruch nahmen. Seine wohl beachtlichsten Ergebnisse erzielte er bei Château Lafite-Rothschild, Château Margaux, Château Cheval Blanc, Château Léoville-las-Cases, Château Beychevelle, Château Pichon-Longueville-Comtesse de Lalande und Château Lynch-Bages.

Werke (Auswahl)

  • Die hohe Schule für Weinkenner. Albert Müller Verlag, Stuttgart u.a. 1984, ISBN 3-275-00843-9.
  • Le goût du vin. 1. Aufl., Bordas, Paris 1980.
(3. Auflage mit Jacques Blouin, Dunod, Paris 1996, ISBN 2-10-002750-6).
  • Connaissance et travail du vin. Dunod, Paris 1981.
  • Le vin et les jours. Dunod, Paris 1988.
  • Traité d’œnologie (mit Jean Ribéreau-Gayon). Ch. Béranger, Paris 1961 (Bd. 2).
  • Sciences et techniques du vin (mit Jean und Pascal Ribéreau-Gayon). Dunod, Paris 1975 (Bd. 2).
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Charles Perrow: Normale Katastrophen

Willi Schedlmayer | 13. März 2011

Zitat aus http://de.wikipedia.org/wiki/Charles_Perrow

Normal Accident Theory

„…there is a form of accident that is inevitable.“

– Charles Perrow: Normal Accidents: Living with High-Risk Technologies, p. 3

Einer breiteren Öffentlichkeit wurde Perrow durch die techniksoziologische Publikation Normal Accidents: Living With High Risk Technologies bekannt, die im Kontext einer Untersuchung der Beinahe-Katastrophe in dem Kernkraftwerk Three Mile Island entstand und kurz vor der Katastrophe von Tschernobyl veröffentlicht wurde. Darin entwickelt er die Vorstellung, dass katastrophale Ereignisverkettungen in komplexen Systemen wahrscheinlich nicht vollständig bzw. nicht dauerhaft zu vermeiden sind. Diese Auffassung steht konträr zu den Aussagen der High-Reliability-Theory, mit der der Ansatz konkurriert.

Im Kern der Überlegungen Perrows steht die Theorie der Normalen Unfälle (ein Ausdruck, der als Normale Katastrophen in die deutsche Sprache übersetzt wurde). Katastrophenartige Unfälle sind demnach insbesondere in eng gekoppelten und komplexen Systemen unvermeidbar. In diesen Fällen kann einzig die Interaktion multipler Fehler den Unfall erklären. Perrows Theorie sagt voraus, dass Fehler auf verschiedenartige und unvorhergesehene Weisen auftreten können, die fast unmöglich vorhersagbar sind.

Die wesentliche Differenz besteht für Perrow in den industriellen und technischen Umwelten der Organisation. Je nach Kerntechnologie variiert die Wahrscheinlichkeit, mit der eine undurchschaubare und deswegen schwer zu kontrollierende Ereignisverkettung eintritt, an deren Ende ein katastrophales Ereignis stehen kann (z.B. “vapor cloud explosions”). Ereignisse treten in kontingentem Verhältnis zu konkreten Situationen ein. Ob enge Kopplungen sich katastrophal entwickeln ist in etablierten (komplexen) Systemen nur zeitpunktbezogen erkennbar. Daher wird Perrows Normal Accident Theory zu den so genannten Kontingenztheorien bzw. zu den situativen Ansätzen der Organisationstheorie gezählt.

Das Buch von Charles Perrow ist im Original bereits 1984 – auf Deutsch 1987 erschienen:

  • Normal Accidents: Living with High-Risk Technologies. 2. Auflage. Princeton University Press, Princeton, NJ 1984/1999 (mit neuem Nachwort).
    • Normale Katastrophen. Die unvermeidlichen Risiken der Großtechnik. Campus, Frankfurt 1987/1992

Eine Auseinandersetzung mit Perrow als Einführung in die Technik und Umweltsoziologie (von Ortwin Renn) ist online zugänglich:

htthttp://soz.fsen.faveve.uni-stuttgart.de/inhalte/scripte/technikundumwelt/Technik_Umwelt.pdf

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