Philipp Theisohn: Plagiat
Willi Schedlmayer | 17. März 2011Philipp Theisohn: Plagiat. Eine unoriginelle Literaturgeschichte.
Stuttgart: Kröner, 2009. Leinen, 577 Seiten.
Philipp Theisohn, geboren 1974, Oberassistent an der ETH Zürich.
Vom Verschwinden der Quellen: Es ist schon erstaunlich, wie hier gelegentlich zitiert wird – nicht in Auseinandersetzung mit einer Quelle, auch wenn es sich um grundlegende Literatur handelt (vgl. Plagiat; Anmerkung 39, Seite 31), sondern als bloßer Verweis in der Fußnote (vgl. etwa auch der Hinweis auf Sarah Kofman in Plagiat; Anm. 57 S. 323 unten). Wundert es da noch, dass die Quelle der Quellen, das Internet, in der Zitierweise so gut wie gar keine Rolle spielt? Das eben ist ja das Plagiat – Verwendung einer (oder mehrerer) Schrift(en), ohne die Quelle zu nennen, Fingierung eigener Autroschaft. Listig nennt Theisohn jedoch seine „Literaturgeschichte“, als die er sein Werk verstanden wissen möchte, eine „unorginelle“. Das Buch über das Plagiat gibt also gar nicht vor, etwas anderes zu sein als ein solches. Und möchte doch den Anschein erwecken, als wäre ein Rückzug in den spitzwegisch gemütlichen Dachboden der Literatur sinnvoll und möglich (ohne Internetanschluss natürlich: das Schlussbild des Buches, Plagiat, S. 538).
Die Verschleimung der Begriffe: Plagiat oder Fälschung, Urheberrecht oder moralischer Anspruch, Seelenraub, Enteignung .. die Begriffe werden solange aufgequollen, bis sie schleimig ineinandergleiten. Wissenschaft ist das gewiss nicht – und als Literatur ist es nicht gut genug geschrieben. Geradezu peinlich ist die Bemühung um „theoretische“ Zusammenhänge – germanistische Gedankenarmut als „Parforceritt durch die Theoriegeschichte“ (Plagiat, S. 461 ff.).
Die letzten 150 Seiten hab ich durchgängig gelesen – den Aufzeichnungen dazu merkt man an, dass ich dabei die Geduld verloren habe .. letztlich haben mich die Literaturverweise mehr interessiert, als die Formulierungen des Autors selbst .. und an den Quellen hat sich das noch verstärkt.